Dachboden als ideale Filmkulisse
Drei junge Frauen aus Geringswalde und Kriebstein drehen in einem Schulprojekt eine fiktive Geschichte. Die wird von den Juroren des Sächsischen Schülerfilm-Festivals prämiert.
Von Maria Gründler
Geringswalde/Hartha
Das Trio strahlt auf dem Monitor des Martin-Luther-Gymnasiums Hartha um die Wette. Vanessa Bergmann, Julia Päßler und Stella-Victoria Schultz hatten in ihrem Abschlussjahr einen Kurs belegt, der Historie in Filmen vermittelt. Und prompt landete ihr 16-Minuten-Clip „The Revelation“ (Die Offenbarung) auf Platz zwei in der Kategorie ab Klassenstufe Neun. Und das feierten die Drei in einer Videokonferenz am vergangenen Donnerstag auch ausgiebig.
Im Film wird der Zuschauer auf bekanntes Terrain geführt. Es geht durch Geringswalde, am Großteich und an der Bahnhofstraße entlang. Bis zu einer der Gründerzeit-Villen. Schnitt, und in der nächsten Sequenz stöbert Vanessa, die im Film Rose darstellt, auf dem Dachboden in einem alten Koffer. Dabei stößt sie auf Tagebücher und Fotos, die John F. Kennedy zeigen. „Meine Oma lebte hier wirklich, ihre Verbindung zum 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten ist allerdings reine Erfindung von uns.“
Den Hauptdrehort hatten die jungen Frauen bewusst gewählt. „Der große Dachboden des alten Hauses mit seinen Geheimnissen, den zahllosen Koffern und Kisten gab die perfekte Kulisse ab“, erklärt Vanessa. Rückblenden entführen in die frühen 1960er-Jahre und Toneinspielungen berichten vom Attentat auf Kennedy, der von zwei Gewehrschüssen tödlich getroffen worden war.
Im Kurs waren die geschichtlichen Hintergründe beleuchtet worden. Kursleiterin Gabriela Oettrich ist stolz auf ihre ehemaligen Schützlinge. „Hier kommt das künstlerische Profil unserer Schule zum Tragen“, resümiert die Pädagogin.
Kursleiter Dirk Marggraf hat den Film in englischer Sprache mit Untertiteln technisch mitgetragen. „Neben dem Sprachtraining lernten die Teilnehmer viel über Regie, Kamerabewegung und Schnitttechniken.“ In kleinen Probefilmen wurde zunächst geübt. „Im September vergangenen Jahres hatten wir mit dem Drehbuch angefangen und im Februar wurde an einem Wochenende gedreht.“, schilderte Stella-Victoria. Das wäre der spannendste Teil gewesen. „Wir mussten uns sehr konzentrieren.“ Dann hätte die Pandemie und ihre Verordnungen weitere Treffen unmöglich gemacht.
Inzwischen sind die Filmemacherinnen in alle Winde verstreut: Die Geringswalderin Vanessa studiert jetzt in Leipzig Deutsch und Kunst auf Lehramt, Stella-Victoria wagte von Geringswalde aus den Sprung über den großen Teich und belegt unweit von Washington DC. Internationales Management und die dritte im Bunde, Julia aus Kriebstein, hat es nach Dresden zum Studium der Politikwissenschaften verschlagen.
„Film ab!“ ist eine Veranstaltung des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus in Kooperation mit der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM). Die Veranstaltung wird organisiert und durchgeführt durch die Agentur ClaraPark. 07.12.2020
Bild: Stella-Victoria Schultz (l.) Vanessa Bergmann (rechts oben) und Julia Päßler (unten) freuen sich über den Preis. Foto: Marion Gründler
Freie Presse, 07.12.2020