Externer Inhalt von ##teaserTitle##
##teaserText##
32 Jahre war Kerstin Thierbach Schulsachbearbeiterin am Martin-Luther-Gymnasium. Erst in Leisnig und dann in Hartha. Warum die Farbe Blau an sie erinnern wird.
Von Dirk Westphal
Es war die perfekte Welle, es war der perfekte Tag. Für Kerstin Thierbach war es zumindest der letzte als „Schulsachbearbeiterin“ des Martin-Luther-Gymnasiums Hartha. Und da flossen nicht nur Tränen, als die Mitglieder des Schulchores und die Schülerinnen und Schüler der Musikkurse „ihrer“ Schulsekretärin in einem Flashmob mit dem Hit der Band „Juli“ dankten.
Sie war jahrzehntelang für alle da. Ob am Telefon für die Eltern, die ihre kranken Kinder abmeldeten, für die Schülerinnen und Schüler selbst, die ein aufmunterndes Wort brauchten, oder auch als gute Seele für die Lehrerinnen und Lehrer, deren Probleme und Wünsche sie zu lösen versuchte. Und so war die Reihe der, die sich von der 62-Jährigen verabschieden wollten, lang. Von den Schülersprechern über Förderverein, Lehrerteam, Referat Bildung beim Landratsamt sowie Bürgermeister bis hin zu Schulleiterin Heike Geißler, die sich bis zur letzten Minute auf Kerstin Thierbach verlassen konnte. Denn auch an ihrem letzten Tag „schmiss“ diese noch ihr Sekretariat.
„Wir verabschieden eine Kollegin, die unser Gymnasium über viele Jahre hinweg mit ihrem Engagement, ihrer Freundlichkeit und ihrer Professionalität bereichert hat“, würdigte Schulleiterin Heike Geißler die künftige Ruheständlerin. Dabei hatte Kerstin Thierbach zunächst beruflich einen ganz anderen Weg eingeschlagen, absolvierte sie doch bis 1981 in Weißenfels eine Ausbildung zur Schuhfacharbeiterin mit Abitur. Ein Jahr später heiratete sie und zog mit ihrem Mann Frank in die hiesige Region. Zunächst arbeitete sie als Erzieherin in einer Harthaer Kita, später als Sekretärin an der Leisniger Oberschule. Kerstin Thierbach absolvierte zahlreiche Lehrgänge, darunter Steno, PC-Kurse und die Facharbeiterausbildung. Oft auch am Wochenende.
Nach der neuen Aufteilung der Schulen 1992 arbeitete Kerstin Thierbach an der Außenstelle des Martin-Luther-Gymnasiums in Leisnig und seit 2004 in Hartha. Insgesamt war sie 39 Jahre als Schulsekretärin im Dienst.
Kerstin Thierbach hat eine Vielzahl von Aufgaben gemeistert und sehr gern große Veränderungen in der Schule begleitet. „Unzähliges im Haus lässt sich mit ihrer Handschrift identifizieren“, sagte Schulleiterin Heike Geißler und fügte an: „Dabei stellte der Haushalt immer eine große Herausforderung dar. Doch Kerstin Thierbach hat bei Erklärungen und Begründungen niemals locker gelassen und sich für die Neuerungen immer wieder beim Schulträger eingesetzt.“ Die Umgestaltung des Lehrerzimmers oder die Einführung des digitalen Klassenbuches am Luther-Gymnasium seien vor allem auch ihr zu verdanken. „Kerstin Thierbach hat immer für unsere Schule und das Wohl aller gekämpft“, sagte Heike Geißler.
Mit großer Freude nahm sie auch an den Zeugnisausgaben der Abiturjahrgänge teil. Weil sie da sah, welche Entwicklung die Kinder von der fünften bis zur zwölften Klasse nahmen.
In Erinnerung werde Kerstin Thierbach aber auch in Bezug auf die Farbe Blau bleiben. Das Blau eines Kühlakkus, den sie in all den Dienstjahren unzählige Male wegen blauer Flecken oder Prellungen ausgeben musste. Kleine oder große Verletzungen, Verstauchungen oder Schnittwunden, Übelkeiten oder Kopfschmerzen erforderten aber nicht nur ein Pflaster oder den dringenden Anruf beim Arzt oder bei den Eltern. Schülerinnen und Schüler bekamen bei Kerstin Thierbach Zuwendung und fühlten sich in diesem Augenblick umsorgt. „Da war jemand, der den Kids in misslicher Lage immer freundlich Aufmerksamkeit schenkte“, so Heike Geißler. Und das neben den eigentlichen Aufgaben als Sekretärin und darüber hinaus.
Langweilig wurde es der Jahnatalerin in ihrem Büro jedenfalls nie. Und deshalb wird ihr die Arbeit auch irgendwie fehlen, so wie sie von ihren Kolleginnen und Kollegen vermisst werden wird.
„Es sei ein zweigeteiltes Gefühl. Ich freue mich auf das, was kommt, aber der Trubel wird mir schon fehlen“, sagte Kerstin Thierbach noch sichtlich gerührt vom ihr dargebrachten Ständchen. Gemeinsam mit ihrem Mann, der ebenfalls am Freitag seinen letzten Arbeitstag hatte, will sie viel reisen. Aber auch auf der Couch sitzen und chillen oder den Sohn in Frankfurt am Main mal länger zu besuchen, sei schön. „Wir müssen nicht mehr in den Ferien in den Urlaub fahren, da ist es nicht so voll am Strand“, sagte Kerstin Thierbach und fügte an: „Es wird nicht langweilig werden.“
Und wenn das doch mal der Fall sein sollte, kann sie jederzeit bei ihrer nun ehemaligen Wirkungsstätte vorbeischauen. Denn Kerstin Thierbach bleibt ein Teil des Martin-Luther-Gymnasiums, wie es Schulleiterin Heike Geißler treffend formulierte.
DA, 30.11.2024
Bild: Die Schülerinnen und Schüler der Musikkurse sorgten mit ihrer musikalischen Darbietung in der Galerie des naturwissenschaftlichen Bereichs für einen emotionalen Abschiedsmoment von „ihrer“ Schulsekretärin Kerstin Thierbach (links).
Foto: Daniel Wagner