Gute Seele des Gymnasiums geht in den Ruhestand
Beim Weihnachtszauber wird Petra Schreiber, die langjährige Bibliothekarinam Martin-Luther-Gymnasium Hartha, verabschiedet. Von den Schülern gab es Geschenke.
Von Sylvia Jentzsch
Mit 70 hat man den Ruhestand verdient, meint Petra Schreiber und schmunzelt dabei. Acht Jahre hat sie die Bibliothek des Martin-Luther-Gymnasiums geleitet, die Betreuung der Schüler an neun Stunden in der Woche übernommen. „Ich wurde im Jahr 2014 von meiner Vorgängerin angesprochen, ob ich mir vorstellen könne, die kleine Bibliothek des Martin- Luther-Gymnasiums zu übernehmen“, so Petra Schreiber. Da sie damals sozusagen im Vorruhestand war, an Büchern interessiert ist, selbst gern liest und auch gut mit jungen Leuten auskommt, habe sie zugesagt. Damals sei das noch ehrenamtlich, also ohne Entlohnung gewesen. „Aber das war mir egal. Ich hatte eine tolle Aufgabe und wurde gebraucht. Das war mich wichtig“, sagte Petra Schreiber.
Die Kinder und Jugendlichen nutzen die zwei Räume – einen Aufenthalts- und einen Bibliotheksraum – in den Pausen, in Freistunden und in der Zeit, in der sie auf den Bus warten. Neben Büchern können Spiele ausgeliehen werden. „Das wird vor allem von den jüngeren Schülern gern angenommen“, so die ehemalige Sekretärin. Die Corona-Zeit wurde genutzt, um die beiden Räume modern und einladend zu gestalten. Die Bibliothek bietet seitdem Schülern Platz fürs Arbeiten an neuen Laptops. Insgesamt hatte die Schule gemeinsam mit dem Förderverein und einigen Spenden durch Eltern etwa 7.000 Euro für den Aufenthaltsraum direkt neben der Bibliothek ausgegeben. Auch ehemalige Schüler spendeten für das Projekt.
Tolle Arbeitsbedingungen
Über die neuen, freundlichen Räume freute sich auch Petra Schreiber. Sie findet es gut, dass die beiden Räume und die Angebote so gut angenommen werden, sich die Schüler wohlfühlen. Die waren auch etwas traurig, dass „ihre“ Frau Schreiber nun in den Ruhestand geht. Deshalb verabschiedeten sich viele persönlich und überreichten kleine Geschenke. Ein solches gab es auch von Schulleiterin Heike Geißler. Sie nutzte die Zusammenkunft aller Schüler zum Weihnachtssingen, um sich bei Petra Schreiber für ihre Arbeit zu bedanken. Los ging es mit einem großen Applaus. „Wir Lehrer, Schüler und Eltern bedanken uns für ihre Arbeit und wünschen für die Zeit nach dem Martin-Luther-Gymnasium alles Gute. Besuchen sie uns, wenn hier was los ist“, so Heike Geißler. Sie übergab einen Sparschwein-Frosch, mit dessen Inhalt Petra Schreiber eine kleine Reise unternehmen soll. „Sie war die gute Seele des Hauses. Immer, wenn sie gebraucht wurde, war sie da. In der Abi-Zeit hat sie sogar die Corona-Tests übernommen. Auch so hat Frau Schreiber immer geholfen, wenn wir sie gebraucht haben“, sagte die Schulleiterin. Das Angebot in der Bibliothek gibt es auch weiterhin. Ein Nachfolger wurde gefunden. Die 70-Jährige hat nun wieder etwas mehr Zeit, um sich ihren Hobbys zu widmen. Dazu gehören unter anderem Handarbeiten. Auch zu Weihnachten erfreut Petra Schreiber viele mit ihren selbst gestalteten Geschenken. Da werden schon mal Kerzen eingestrickt oder Mützen für das Frühstücksei hergestellt. „Langweilig wird mir auf keinen Fall. Da bin ich mir sicher“, so Petra Schreiber.
Weihnachtszauber
Ideen dafür gab es auch jede Menge beim Weihnachtszauber am Gymnasium. Jede Klasse hatte verschiedene Angebote vorbereitet. So wurden aus Holzscheiben Rentiergesichter. Auch Fröbelsterne konnten hergestellt werden – sogar als Ohrhänger. Wer wollte, konnte sich mit verschiedenen Hintergründen oder auch im Weihnachtsoutfit fotografieren lassen. Dafür hatten die Schüler verschieden Accessoires zur Verfügung gestellt. In einem anderen Zimmer entstanden knuffige Weihnachtsmänner aus Wolle oder gefüllte Christbaumkugeln mit Kakao und farbigen Marshmallows. In den meisten Zimmern kam moderne Technik zum Einsatz. Denn auf vielen interaktiven Tafeln waren Kaminfeuer zu sehen, die für Gemütlichkeit sorgten. Doch der Duft nach Plätzchen war echt. Denn die wurden wirklich gebacken. Beim Elfer-Kurs konnten Weihnachtsgrußkarten computergesteuert hergestellt werden. „Bei uns kommt die künstliche Intelligenz voll zum Einsatz. Wir lassen dadurch Wünsche wahr werden, zumindest für die Gestaltung der Karte“, so der Tutor. In anderen Zimmern entstanden Weihnachtsgestecke oder Leuchtflaschen. Ganz geschickt mussten diejenigen sein, die die Weihnachtsgeschichte in Streichholzschachtel packten, als Bildgeschichte oder als kleines Kunstwerk. Die Klasse 10b hatte sich für den Verkauf von Losen entschieden. Schon kurz nach 10 Uhr waren alle verkauft. Entweder wird das Geld für einen guten Zweck gespendet oder es kommt in die Klassenkasse – darüber müssen die Schüler noch sprechen.
Gemeinsames Singen ist Tradition
Trotz des Getümmels in den Gängen und Zimmern, gab es auch immer wieder Möglichkeiten, um in Ruhe ins Gespräch zu kommen. In einigen Räumen wurden Spiele angeboten. Dann ertönte 10.20 Uhr die wahrscheinlich letzte Durchsage im Schulhaus für dieses Jahr. Die Schüler sollen sich, im Foyer zum Weihnachtssingen zusammenfinden. Dort waren schon Instrumente aufgebaut. „Alle Gespräche sind für die nächsten zehn Minuten einzustellen“, forderte die Schulleiterin – und es wurde Ruhe. „Ich freue mich, dass es nach der langen Corona-Pause endlich wieder möglich ist, unseren Weihnachtszauber zu veranstalten. Ich danke allen für ihre tollen Ideen sowie ihr Engagement und den Gästen, dass sie so zahlreich erschienen sind“, sagte Heike Geißler. Mit diesen Worten verabschiedete sie die Schüler in die Weihnachtszeit.
Fotos: Dietmar Thomas
1 Schulleiterin Heike Geißler (rechts) verabschiedet die langjährige Bibliothekarin der Schule, Petra Schreiber. Auch die Schüler sagten Danke
2 Lara und Julie aus der 8c betreuten das Projekt „Rentier Bastel“.
3 Emi, Amelie und Erik aus der 9. Klasse haben Leuchtflaschen gebastelt.
Quelle: Sächsische Zeitung, Lokalausgabe Döbelner Anzeiger | Erscheinungsdatum: 22.12.2022