Nur Gewinner bei Schülersportfest in Hartha

Im Projekt „genialsozial“ sind dreimal im Jahr Gymnasiasten und Förderschüler vereint. Berührungsängste gibt es dabei keine.

Von Dirk Westphal

Lachen schallt durch die Hartharena, Anfeuerungsrufe und Jubel. Zum mittlerweile vierten Mal haben sich Schülerinnen und Schüler des Martin-Luther-Gymnasiums Hartha und der Regenbogenschule Döbeln getroffen, um beim Sport gemeinsam zu wetteifern. Berührungsängste zwischen den Gymnasiasten und den Förderschülern gibt es dabei keine. Und auch keine Verlierer, sondern jede Menge Spaß in der Sporthalle und hinterher beim Grillen.

Auf die Idee mit dem gemeinsamen Sportfest seien die Sportlehrer beider Schulen gekommen. Vorher hatte es im Rahmen des Projektes „genialsozial“ mit der Trickfilmwerkstatt und einem Theaterstück seit vielen Jahren bereits eine Zusammenarbeit gegeben.

Sport als soziales Bindeglied

„Aber beim Sport können die Kinder und Jugendlichen noch besser in Verbindung treten“, erklärt die Leiterin der Regenbogenschule,Heike Becker, das gemeinsame Anliegen. Geplant sei das erste Sportfest eigentlich schon 2020 gewesen, damals habe aber Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Heike Geißler, Leiterin des Luther-Gymnasiums, sieht das gemeinsame Projekt der beiden Schulen als einen zusätzlichen Höhepunkt im zweiten Schulhalbjahr. „Damit sich alle Beteiligten nach den beiden anderen Aktionen noch einmal treffen und sich die Zusammenarbeit noch nachhaltiger gestaltet“, sagt sie und weiter: „Denn die gleichen Schüler, die im Herbst zusammenkommen, treffen sich hier nochmals wieder.“

Sophie Melzer, Mitglied des „genialsozial“-Teams am Luther-Gymnasium, präzisiert: „Es gibt gemeinsam mit dem Theater in Döbeln ein Theaterprojekt, dann ein Kunstprojekt mit einer Trickfilmwerkstatt und das Sportfest. Außerdem gehen einige Schüler von uns als Unterrichtsassistenz an die Regenbogenschule.“ Auch um daraus entstandene Freundschaften aufrechtzuerhalten, sei das gemeinsame Sportfest entstanden, so die Lehrerin für Latein sowie Evangelische Religion.

Funktionierendes Konzept

Das Konzept gehe sehr gut auf, erklärt sie weiter. Vor dem ersten Zusammentreffen gebe es einen Workshop, um die Neuntklässler des Gymnasiums dafür zu sensibilisieren, dass es an der Regenbogenschule Dinge gebe, die besonders seien und die, die Schüler durchaus auch herausfordern könnten. „Aber genau das wollen wir auch erreichen. Denn ganz viele unsere Schülerinnen und Schüler haben keine Anbindung an jemanden, der eine Beeinträchtigung hat, der vielleicht auch ein bisschen langsamer lernt“, sagt Sophie Melzer und fügt an: „Wir wollen helfen, Vorurteile abzubauen und Grenzen aufzubrechen, um miteinander zu arbeiten und voneinander zu lernen. Dabei stellen wir immer wieder fest, wie gut sich die Schüler darauf einlassen.“

Als Beispiel nennt sie das Theaterprojekt dieses Schuljahres, bei dem alle super aufeinander eingegangen seien, miteinander gearbeitet haben und sich voneinander begeistern ließen. „Unsere Neuntklässler lassen sich von der kindlichen Freude anstecken und werden dabei selbst noch mal mehr zum Kind“, sagt Sophie Melzer. „Und das ist super schön zu beobachten.“

Die Grundlage der Zusammenarbeit sei die Idee eines Religionslehrers des Gymnasiums gewesen, erinnert sich Heike Becker an die Anfänge.

Unterstützung vom Förderverein

„Es ist ein geniales, förderwürdiges Projekt, denn mehr Empathie kann man im Unterricht nicht vermitteln als hier“, sagt Heike Geißler, die zudem die Unterstützung des Fördervereins des Luther-Gymnasiums hervorhebt, sodass es am Ende des sportlichen Tages ein gemeinsames Beisammensein beim Grillen geben könne. „Wir sagen das immer so salopp, aber bei dem Projekt gewinnt jeder, es gibt keine Verlierer bei den Wettkämpfen der gemischten Staffeln“, so die Schulleiterin. Und Sopie Melzer ergänzt: „Es geht nicht darum, wer Erster, Zweiter und Dritter geworden ist, sondern nur um das Miteinander.“

Das sieht Regenbogenschulleiterin Heike Becker ebenso, die davon erzählt, wie sich die Mutter einer Schülerin gefreut habe, als ihre Tochter stolz nach Hause gekommen sei und sagte, dass sie ihre Freundin aus dem Gymnasium auf der Straße getroffen und sogar mit ihr gesprochen habe. Eine größere Bestätigung, dass das Gemeinschaftsprojekt des Gymnasiums und der Förderschule funktioniert, kann es wohl nicht geben.

Foto: Dirk Westphal

Berührungsängste Fehlanzeige: Helena Böhme (von links), Max Neumann, Sabrina Schröter, Nelli Kießling, Anne-Marie May, Nick Herrmann und Leon Müller haben beim „genialsozial“-Sportfest von Luther-Gymnasium Hartha und Regenbogenschule Döbeln gemeinsam jede Menge Spaß.

Döbelner Anzeiger, 29.03.2025