So entsteht ein Trickfilm im Gymnasium Hartha

Schüler der Regenbogenschule Döbeln und Neuntklässler des Martin-Luther-Gymnasiums arbeiten gemeinsam in der Trickfilmwerkstatt. Was das mit ihrem Selbstbewusstsein macht.

Von Sylvia Jentzsch

Das Kunstatelier in der Hartharena ist in dieser Woche eine Trickfilmwerkstatt. Konzentriert arbeiten die Schüler des Martin-Luther-Gymnasiums und der Regenbogenschule an einem ganz tollen Projekt. Entstehen soll ein Trickfilm zum Thema Welterkundung – jeder ist dabei gefragt, sich einzubringen.

„Uns wird bei der Arbeit bewusst, wie unterschiedlich wir sind. Trotzdem leben und arbeiten wir miteinander, nehmen die Welt vielleicht auch einmal so wahr, wie andere sie sehen und bauen Vorurteile ab“, sagte Manuela Kahle. Sie arbeitet seit 2005 am Martin-Luther-Gymnasium. Beim Projekt „Sozial-Genial“ begegnen sich junge Persönlichkeiten, die sich im Alltag kaum treffen. „Das Projekt ist sozusagen ein Weg aus der Blase“, sagte Manuela Kahle. Seit zwölf Jahren entsteht in der Projektwoche ein gemeinsamer, inklusiver Trickfilm von Jugendlichen. Das ist bei der Arbeit kaum zu spüren. Nach einem Kennenlerntag haben sich die Schüler überlegt, welche Figuren in ihrem Film mitspielen sollen und welche Charaktere sie ihnen geben. „Manche Jugendliche identifizieren sich stark mit der Figur und sagen: Das bin ich“, so die Kunsttherapeutin.

„Außerdem ging es darum, welche Teile beweglich gestaltet, mit dünnen Fäden verbunden sein sollen. Und so entstanden die Hauptdarsteller für die fünf verschieden Trickfilmsequenzen¨– eine Qualle, ein Lebkuchenmännchen und ein Waschbär. Anschließend wurde gemeinsam erarbeitet, an welchen Orten die Geschichten spielen sollen. Und so werden die Trickfilmsequenzen auf einer Skateboardrampe, an einem Iglu am Nordpol, in einer Unterwasserwelt, im Wald und in einem Zirkuszelt spielen. Somit waren die „Zutaten“ für den Trickfilm fertig. Danach wurden Storyboards gefertigt.

Für die Aufnahmen standen den Schülern eine Art Filmstudio und mobile Trickboxen mit iPads und einer Stop-Motion -App zur Verfügung. „Die App gibt ein Feedback zu den Aufnahmen und hat einfache Korrekturmöglichkeiten. Zum Schluss bestimmen immer die Schüler, was gefilmt wird“, so Manuela Kahle. Ein Tag stand für die Dreharbeiten auf dem Plan. Danach wurden die Aufnahmen vertont. „Da sind in den meisten Fällen die Schüler der Regenbogenschule im Vorteil. Sie sind da freier, können ohne nachzudenken, heulen wie ein Wolf oder wiehern wie ein Pferd. Da gibt es bei den Gymnasiasten häufig eine Hemmschwelle“, so Manuela Kahle. Es werden nicht nur Laute imitiert, sondern es kommen auch verschiedene Musikinstrumente und andere Dinge zum Einsatz, um Geräusche zu produzieren. „Das Ganze ist ein Gruppenprozess, bei dem jeder Schüler einen Zugewinn hat und zum Schluss alle gemeinsam stolz auf das Geschaffene sind“, so die Kunsttherapeutin. Sie wird die einzelnen Sequenzen schneiden und dem Film sozusagen einen Rahmen geben. Möglich ist das Trickfilm-Projekt durch den Aktionsplan Mittelsachsen und mit der Unterstützung des Vereins Bürgerfernsehens Offener Kanal Merseburg-Querfurt.

Gezeigt wird der Trickfilm am Freitag, 15. November, um 17 Uhr im TiB in Döbeln. Dann wird auch das Theaterstück präsentiert, das Gymnasiasten und Förderschüler entwickelt haben. Familien und Interessierte sind dazu eingeladen.

Bild1 Stück für Stück werden auf dem Hintergrund die Figuren bewegt.

Bild2 Arbeit mit den mobilen Trickboxen und dem iPad für Filmaufnahmen

Bild3 Kunsttherapeutin Manuela Kahle mit Noel und Lilly. Sie legen die Figuren für die einzelnen Szenen auf den Hintergrund. Nach jeder Aufnahme werden die Figuren um Millimeter verändert-sie kommen sozusagen in Bewegung

Fotos: SZ/ Dietmar Thomas

SZ 15.11. 2024